„Café Paletti“ – Konzept
Ziel des Projektes ist es, elf Menschen mit psychischen Behinderungen Tagesstrukturen und eine Beschäftigung in einem interkulturellen Stadtteil-Café anzubieten. Das „Café Paletti“ ist ein Stützpunkt, in dem Menschen mit Behinderung, die im Stadtteil leben und/oder in den nächsten Jahren dort leben werden, Hilfen und Unterstützungsangebote abrufen können.
Im Fokus dieser sozialräumlichen Orientierung steht die in der UN-Konvention formulierte Prämisse, dass Menschen mit Behinderung nicht verpflichtet werden können, in bestimmten Einrichtungen zu leben, sondern bedarfsgerecht in ihrem Lebensumfeld unterstützt werden müssen und Zugang zu allen Diensten und Einrichtungen in ihrem Lebensumfeld haben sollen.
Das „Café Paletti“ richtet sich mit vielen Angeboten an alle Menschen, die im Stadtteil leben und setzt somit ein Stück klassischer Gemeinwesenarbeit mit dem Ziel um, Menschen eine Anlaufstelle zu bieten, in der Inklusion gelebt wird und alle Menschen willkommen sind.
An der Konzeption und Umsetzung dieses Projektes sind die Landeshauptstadt Kiel mit dem Amt für Soziale Dienste/Eingliederungshilfe und die Gemeinnützige Gesellschaft für Soziale Hilfen in Norddeutschland (GSHN)/KJSH-Stiftung beteiligt.
Das „Café Paletti“ – das Arbeits- und Beschäftigungsprojekt
Im „Café Paletti“ erhalten elf Menschen mit Behinderungen die Möglichkeiten einer sinnstiftenden Tätigkeit und Tagesstruktur im gastronomischen Küchenbereich und/oder im Service.
Die Beschäftigten können flexibel, nach „Tagesform“, in den jeweiligen Bereichen entscheiden, ob sie sich viel oder weniger viel in den Café-Betrieb einbringen. Entsprechende Tages-, Wochen- und Monatspläne stellen sicher, dass alle Bereiche bedient werden und der Betrieb für die Gäste gewährleistet ist, auch wenn sich die Beschäftigten zurück ziehen, nur „halbe Kraft“ arbeiten oder gar nicht anwesend sind. Teilzeitbeschäftigung und Teilzeittagesstruktur sind selbstverständlich möglich.
Die Beschäftigten werden von sozialpädagogischen Fachkräften und im Küchenbereich durch fachliche Anleiter*innen unterstützt und begleitet.
Es ist ein Ort für Menschen mit Behinderung entstanden, der mitten im Gemeinwesen angesiedelt ist und sicherstellt, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund begegnen und ganz ungezwungen miteinander in Kontakt kommen. Menschen mit Behinderung leisten hierbei einen wertvollen Beitrag für das Gemeinwesen. Diese Begegnung trägt dazu bei, dass Vorurteile und Barrieren in den Köpfen der Menschen abgebaut werden. Inklusion wird gelebt.
Das „Café Paletti“ – sozialräumliche Hilfen für Menschen mit Behinderung
Das „Café Paletti“ ist als Arbeits- und Beschäftigungsprojekt mit Sozialraumorientierung in Kiel Mitte geplant. Es bietet für 11 Personen eine Beschäftigung in einem Café-Bistro und ist ein offenes Sozialraumangebot, das sich an Menschen mit und ohne Behinderung wendet, die in ihrem Sozialraum eine Anlaufstelle nutzen möchten, um sich vor Ort Unterstützungs- Freizeitangebote und auch Möglichkeiten einer Tätigkeit zu erschließen. Hier kann man Menschen treffen und mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in Kontakt kommen. Insbesondere für Menschen, die von Ausgrenzung und Vereinzelung bedroht sind, ist dies ein Ort, an dem Teilhabeansprüche umgesetzt werden können.
Im „Café Paletti“ werden darüber hinaus Beratungsangebote und tagesstrukturierende Maßnahmen für Geflüchtete, die in Kiel leben bzw. dort oder in näherer Umgebung untergebracht sind, vorgehalten.
So leistet das „Café Paletti“ einen wichtigen Beitrag zur lebendigen Vielfalt in Kiel, ermöglicht Inklusion und trägt zu einer verbesserten Lebensqualität sozial benachteiligter und Menschen mit Behinderung im Sozialraum bei.
„Café Paletti“ – Eine offene Begegnungsstätte mit einem Cafébetrieb
Der Betrieb eines barrierefreien Bistro-Cafés im Rahmen eines Arbeits- und Beschäftigungsprojektes der Eingliederungshilfe, in dem auch Menschen mit Migrationshintergrund / Geflüchtete eine Tagesstruktur erhalten werden, bildet hierbei den Rahmen und die Atmosphäre des „Café Paletti“. Kostengünstige Frühstücks- und Mittagsangebote in freundlicher und angenehmer Umgebung dienen als „Türöffner“, um möglichst viele Menschen aus dem Stadtteil zu erreichen.
Das Café hilft dabei, Zugangsbarrieren für Menschen mit und ohne Behinderung abzubauen und sich an einem informellen und dennoch beschützten Rahmen zu orientieren.
„Café Paletti“ – Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung
Menschen mit Behinderung soll in den Räumlichkeiten, ähnlich wie im Sozialraumprojekt Ellerbek, die Möglichkeit einer sinnstiftenden Tätigkeit und einer Tagesstruktur angeboten werden. Die Angebote werden mit den Menschen gemeinsam entwickelt.
Auch Menschen, die nicht in einem Cafébetrieb arbeiten können oder wollen erhalten durch die Sozialraumkoordination Unterstützung dabei, eine geeignete /gewünschte Tätigkeit zu finden. Dies geschieht durch die engen Kontakte zu Betrieben, Einrichtungen und Unternehmen in der näheren Umgebung.
Dabei können sie z.B. an offenen Gruppenangeboten, Informations- und Beratungsangeboten, Angebote durch ehrenamtliche Helfer_innen (z.B. Hausaufgabenhilfe für Kinder und Jugendliche, Sprachkurse etc.) oder Außensprechstunden von Beratungsstellen, dem ZIP teilnehmen.
Denkbar wären auch Dienstleistungen für Menschen die im umliegenden Quartier wohnen (z.B. Erledigung von Einkäufen für alte Menschen und Menschen mit Behinderung; Begleit- und Abholdienst; Vorlesedienst und andere ehrenamtliche Tätigkeiten)
Die Teilnehmer_innen des Arbeits- und Beschäftigungsprojektes sind vorwiegend im Bistrobetrieb und Service tätig, könnten aber auch, je nach Neigung und Interesse, in die anderen Angebote des Stadtteils eingebunden werden. Dies gilt insbesondere für die unten beschriebenen Bereiche für Teilnehmer_innen mit Migrationshintergrund. Die individuellen Wochenpläne werden gemeinsam mit den einzelnen Teilnehmer_innen erarbeitet.
Tagesstrukturierende Maßnahmen (Arbeitsangebote, Gruppenangebote und Informations- und Beratungsangebote) helfen z.B. bei bereits erkrankten Menschen einer Chronifizierung vorzubeugen und niedrigschwellige Hilfen vor Ort anzubieten oder zu vermitteln.
„Café Paletti“ Ein Ort der Begegnung und für unbürokratische Unterstützung auch für Geflüchtete
Mit dem offenen Angebot wird auch für die geflüchteten Menschen mit einem Handicap wie z.B Traumatisierung oder psychische Erkrankung eine zentrale niedrigschwellige Anlauf- und Begegnungsstätte geschaffen, in der sie Angebote zur Tagesstrukturierung erhalten können, aber auch Beratung und Informationen, die mit ihrer besonderen Lebenssituation zu tun haben. Flüchtlinge haben für die Dauer ihres Asylverfahrens keinen formalen Anspruch auf weitergehende Sozialleistungen und/oder Unterstützung durch die Eingliederungshilfe.
Gleichwohl wird ein Teil der Menschen aus den Hauptherkunftsländern (im Jahre 2015: Syrien, Afghanistan, Irak Eritrea und Iran) nach der Beendigung des Asylverfahrens aus verschiedenen Gründen eine Aufenthaltserlaubnis erhalten und in Kiel verbleiben. Im „Café Paletti“ kann schnell, niedrigschwellig und unbürokratisch auf Anforderungen und Bedarfe reagiert werden.
Einige dieser Angebote wenden sich gezielt an psychisch belastete oder traumatisierte Menschen. Alltagsorientierte Sprachkurse, Psychoedukation, ergotherapeutische Angebote, Informationsveranstaltungen, alltagsorientierte Sprachkurse, kulturvermittelnde und -verbindende Angebote, Sportangebote und Freizeitaktivitäten unterstützen sie bei ihrem Neustart in ein Leben in Kiel. Hier streben wir eine enge Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Flüchtlingshilfe in Kiel (Ehrenamtsinitiative „Kiel hilft Flüchtlingen“, dem Christlichen Verein, den Beratungsstellen von AWO und DRK oder Caritas und auch der neugeschaffenen Schwerpunktambulanz „Migration“ des UKSH. Alle diese Einrichtungen liegen fußläufig zum „Café Paletti“ und sind damit für die Menschen gut zu Fuß erreichbar.
Die Begegnung mit Einheimischen fördert auf beiden Seiten den Abbau von Vorurteilen und ermöglicht ein Kennenlernen auf „neutralem Boden“. Gemeinsame Feste an wichtigen Feiertagen o.ä. tragen zum gegenseitigen Verständnis bei und fördern das Zusammenwachsen unserer Gesellschaft. Ein multikulturelles Team von Mitarbeiter_innen hilft bei Verständigungsproblemen und unterstützt sich gegenseitig bei Verständnisfragen.
Das „Café Paletti“ ist interkulturell geöffnet und fördert so auch die Integration von Flüchtlingen.
Um auch den Frauen aus anderen Kulturkreisen eine Möglichkeit des Austausches geben zu können, sollen spezielle Angebote für Frauen (z.B. internationales Frauenfrühstück, Sprachförderung, Beratungsmöglichkeiten durchgeführt werden.
Das „Café Paletti“ arbeitet genderbewusst.
Es sollen möglichst viele Bürger_innen mit ihren unterschiedlichen Lebenssituationen und Bedarfen erreicht werden. Daher ist die Vernetzung von unterschiedlichen Angeboten und die Kooperation unterschiedlicher Anbieter vor Ort ein elementarer Bestandteil der Arbeit.
Die GSHN möchte ein inklusives Bürgerprojekt sein, ein Angebot nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern ein Angebot für alle Menschen, die im Sozialraum leben. Das Projekt kann nur in enger Kooperation mit vielen anderen Einrichtungen, Vereinen und Verbänden gelingen. Es geht darum, Ressourcen zu erschließen und wichtige Akteure aus dem Stadtteil an einen Tisch zu bringen.
Auch ehrenamtliche Angebote werden einbezogen. Die Räumlichkeiten sollen zudem auch für Initiativen oder Ehrenamtliche zur Verfügung gestellt werden.
Das „Café Paletti“ leistet einen wichtigen Beitrag zu einem Netzwerk im Kieler Norden.
Wichtige Kooperationspartner für die Umsetzung des Sozialraumprojektes „Café Paletti“ sind (Stand Juni 2016):
- Gesellschaft für Soziale Hilfen in Norddeutschland : Betreiber und Träger des Projektes
- Der Paritätische für Schleswig- Holstein: Antragsunterstützung bei Aktion Mensch und Antrag an das BAMF
- Landeshauptstadt Kiel
- Jobcenter Kiel : Förderung des Beschäftigungsprojektes; Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose und Menschen mit Migrationshintergrund
- Hand in Hand für Norddeutschland: Förderung der Vernetzung und Fortbildung von Ehrenamtlichen
- Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein; Projekt „Diffairenz“ : interkulturelle Öffnung ; Curriculum für Mitarbeiter*innen
- Dr. Aldenhoff : Supervision und Fachberatung des multiprofessionellen Teams zum Umgang mit Traumatisierten (Beginn Juni 2016)
- Universität Konstanz Traumazentrum; Elbert, Dr. Schauer: Fortbildung zum Umgang mit traumatisierten Menschen, (Termin im Dezember 16 geplant)
- Institut für Professionelles Deeskalationsmanagement Wiesloch: Schulung des Teams im professionellen Deeskalationsmanagement (anerkannt durch die BGW und GUK)
- Initiative Kiel hilft Flüchtlingen: Freizeit und Sportprojekte, (festes Team für Angebote im Sozialraumprojekt)
- Zentrum für integrative Psychiatrie: Kooperation bei der medizinischen Betreuung)
- Weitere wichtige Partner_innen: Kirche, Sportverein, Landessportverband, Leitstelle Älter werden, Ehrenamtsbüro Kiel, Stadtbücherei, Volkshochschule, Kieler Fenster, DRK und AWO Migrationscenter, Caritas Verband, andere Träger der EGH im Viertel
Das „Café Paletti“ – Entwickelt von einigen für viele!